Finderglück in Virginia

Die Trupbacher Geschwister Sören und Alisa Weinig-Straßer waren mit Unterstützung der DeutschAmerikanischen Gesellschaft Siegerland-Wittgenstein im vergangenen Sommer knapp vier Wochen auf dem Gelände der 1714 von Siegerländer Auswanderern gegründeten Siedlung Germanna in Virginia tätig. Der Kontakt zur Germanna Foundation kam auf deutscher Seite über den aus Trupbach stammenden Prof. Dr. Horst Schmidt-Böcking (Frankfurt) und die Mutter von Sören und Alisa, Yvonne Straßer, zustande, die im Vorstand des Trupbacher Heimatvereins engagiert ist. Seitens der Amerikaner half Tim Sutphin von der Germanna Foundation, die Freiwillige zur Unterstützung archäologischer Grabungsarbeiten auf dem geschichtsträchtigen Gelände gesucht hatte. Herzliche Aufnahme fanden die beiden jungen Siegerländer im Zuhause der Office Managerin des Besucherzentrums, Barbara Bounds, und ihrem Mann Gary.

Archäologisch tätig wurden Alisa und Sören bei den unterirdisch erhaltenen Überresten des einstigen Hauses des Vertreters der englischen Truppen auf dem Gelände. Von dem einstmals herrschaftlichen Anwesen existieren nur noch Fragmente des Kellergewölbes. Auch das sogenannte „Enchanted Castle“ ist nur noch als Bodendenkmal auszumachen, da dieses vollständig abgebrannt ist. Auf dem weitläufigen Gelände befinden sich auch Reste von während des amerikanischen Bürgerkriegs angelegten Schützengräben.

V. Schüttenhelm (l.) mit Alisa und Sören Straßer

Zu den gesicherten Fundsachen gehören Keramik, Glas, gebrannte Dachziegel und Ziegelsteine aus Lehm in der Nähe des Rapidan Rivers, dessen Name eine Zusammensetzung aus ‘rapid’ und ‘Anne’ ist, was wiederum auf einen schnell (rapide) fließenden Fluss deutet. Die Silbe ‘An’ ist eine Hommage an die erste britische Königin Anne (regierte 1707-1714). Virginia, damals noch ein weitaus größeres Gebiet als der heutige gleichnamige US-Staat, war bis 1775 englische Kolonie, hervorgegangen aus dem ab 1584 von der Virginia Company besiedelten Gebiet.

Gegraben wurde in etwa zweieinhalb Meter Tiefe, teilweise ging es sogar bis etwa 5 m in die Tiefe. Alle ausgegrabenen Objekte wurden mithilfe eines Netzes gescannt und einer ersten wissenschaftlichen Einordnung unterzogen. Die beiden jungen Deutschen bekamen schnell ein Gefühl für die Relevanz der Funde. Die Grabungsarbeit dort wird zu einem wesentlichen Teil mit Freiwilligen erledigt. Neben Sören und Alisa waren noch 7 Studenten aus Richmond an den Grabungsarbeiten beteiligt. Die Betreuung erfolgte durch drei ausgebildete Archäologen, die Mitarbeiter der Germanna Foundation sind. Die Grabungen sind dort das zentrale Thema. Die Artefakte werden im Archeological Center auf dem Gelände ausgestellt. Das Gelände liegt zwischen Culpeper und Fredericksburg an einer Landstraße, aber sehr abseits der Hauptverkehrsrouten. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist es nicht zu erreichen. Alisa und Sören hatten das Glück, dass ihre Gasteltern ihnen einen alten Ford Ranger zur Verfügung stellten, mit dem sie zum Grabungsort fahren konnten.

Für die beiden jungen Deutschen wurde auch ein Treffen mit dem Vorstand von Germanna ermöglicht. Auch hatten sie die Möglichkeit, Fredericksburg zu besichtigen, welches eine schöne Altstadt hat. Hier erlebten sie auch eine 4th of July-Parade zum Nationalfeiertag. Auch ein Tagesausflug in die etwa 90 km entfernte Hauptstadt Washington, DC, stand auf dem Programm. Insgesamt fühlten sich Sören und Alissa sehr gut betreut Die Germanna Foundation finanziert sich aus Mitgliedsbeiträgen, Spenden, Eintrittsgeldern und dem Verkauf von Merchandising-Artikeln. Der US-Astronaut Buzz Aldrin, dessen Vorfahren mütterlicherseits aus Trupbach stammten, hat übrigens 2014 das Gelände der Foundation besucht.

Die DAG SiWi möchte regelmäßig junge Menschen aus den Kreisen Siegen-Wittgenstein und Olpe dabei finanziell unterstützen, wenn sie sich für ein archäologisches Praktikum in Virginia entscheiden. Spezifische Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, jedoch sind gute Englischkenntnisseunabdingbar. Das Mindestalter für einen Aufenthalt in Virginia liegt bei 17 Jahren. Auch Studierende bis zur Erlangung eines Abschlusses als Bachelor können sich bei der DAG SiWi bewerben, um auf dem Gelände des einstigen Forts Germanna bei Grabungen und der wissenschaftlichen Erfassung der zutage beförderten Funde zu helfen. Bewerbungen und Anfragen nimmt der Vorsitzende der DAG SiWi, Volker Schüttenhelm, unter president@dagsiwi.de entgegen.

Bewerbungen für die Sommerferien können bis spätestens 30. April eingesandt werden.